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8. November 2024

Perspektivenwechsel

Perspektivenwechsel – Ein Tag im Rollstuhl

Im Oktober legte das Team vom Siedlungstreff Leberberg im Rahmen des Jahresschwerpunkts Inklusiv.JA einen Fokus auf die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderung. Durch verschiedene Aktionen und Spiele haben sie gemeinsam mit der Zielgruppe reflektiert, welche Einschränkungen Menschen mit Behinderung im Alltag erleben.

Eine dieser Aktionen war der Rollentausch bzw. der Perspektivenwechsel. Für einen Tag sind Jugendliche den üblichen Tätigkeiten im Jugendzentrum nachgegangen – aber diesmal sitzend im Rollstuhl. Für dieses Training wurden zwei Rollstühle ausgeliehen und in der Einrichtung alltägliche Hindernisse aufgebaut, mit denen Rollstuhlfahrer:innen konfrontiert sind.

Die Einrichtung des Siedlungstreff Leberberg ist baulich alt. Um mit dem Rollstuhl hineinzugelangen, muss man eine Rampe und dann ein paar Stufen überwinden. Schon waren die jugendlichen Anfänger:innen mit den ersten Hindernissen konfrontiert, sie probierten es mit und ohne Hilfe ins Jugendzentrum zu gelangen. Leichter gesagt als getan, denn erst nach mehreren Anläufen gelang es den Jugendlichen reinzukommen. Hier endet die selbstbestimmte und freie Bewegungsmöglichkeit.

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In der Hütte im Garten konnten die Jugendlichen Tischtennis und Tischfußball aus einer anderen Perspektive ausprobieren. „Wichtig war bei all dem der Rollentausch: Hilfe geben und Hilfe annehmen. Einige Teilnehmer:innen sagten, dass es ihnen leichter gefallen ist, Hilfe zu geben, als Hilfe anzunehmen. Oder anders gesagt: Autonomie und Kompetenz abzugeben ist schwieriger, als kompetent helfen zu können“, erklärt Jugendarbeiter Chris.

Weiter ging es mit dem Rollstuhl-Training bei einem Ausflug. Gemeinsam fuhr die Gruppe mit der Straßenbahn in einen Supermarkt und in ein Fast Food-Restaurant. Hier hat der Perspektivenwechsel komplett neue Erkenntnisse gebracht. Die Jugendlichen erzählten, dass sie eine besondere Aufmerksamkeit für die Blicke der anderen Passant:innen entwickelt haben.

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Bei Interaktionen waren die Erfahrungen durchwegs positiv, etwa wenn Fremde ihre Hilfe angeboten haben, um ein Produkt oben im Regal zu erreichen. Eine:r der Teilnehmer:innen fand es unzumutbar, dass im Fast Food Restaurant nur auf der Frauen*Toilette ein behindertengerechtes WC zu finden war. Er war ursprünglich motiviert, alles auszuprobieren, um die Toilette benutzen zu können, aber empfand die Situation dann doch zu peinlich. Alle Jugendlichen berichteten davon, wie anstrengend die langen Wege zwischen den Stationen waren und wie schnell kleine Unebenheiten zum Hindernis werden können.

Den Abschluss bildete das „Rollstuhl-Basketball“. Die Jugendlichen spielten in gemischten 2er-Teams mit speziellen Regeln für gehende und fahrende Spieler:innen. Doch trotz Bemühung um Fairness durch ein angepasstes Regelwerk war es – selbst für sonst geübte Basketballer:innen – extrem schwierig aus der ungewohnten Position in den Korb zu treffen.

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Am Ende des Rollstuhl-Trainings waren viele der Jugendlichen beeindruckt, wie anspruchsvoll das Leben mit solchen Einschränkungen tatsächlich sein kann. Einige von ihnen reflektierten darüber, wie leicht alltägliche Dinge für Menschen ohne Behinderung oft wirken und wie viel Unterstützung und Geduld erforderlich ist, um scheinbar kleine Hürden zu meistern. Sie betonten, dass ihnen durch die Erfahrung klar wurde, wie wichtig Barrierefreiheit und ein respektvoller, unterstützender Umgang miteinander ist – nicht nur im Jugendzentrum, sondern überall im Alltag.

Chris, Siedlungstreff Leberberg

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