Ein „Sommer der Jugend“? Das wird nicht reichen! Jugendliche und junge Erwachsene waren und sind von der Corona Pandemie besonders betroffen. Einschränkungen in ihrer (Aus)Bildung, ihren sozialen Kontakt- und Entfaltungsmöglichkeiten führen zu Lücken in der Vermittlung von Lerninhalten, Anstieg von psychischen Belastungen und Erkrankungen sowie Zukunftsangst und Perspektivenlosigkeit. Eine Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien hat jüngst die psychische Gesundheit von rund 3.000 Schüler_innen untersucht. Dabei zeigte sich eine Verfünf- bis Verzehnfachung psychischer Symptome: 55 Prozent leiden unter einer depressiven Symptomatik, die Hälfte unter Ängsten, ein Viertel unter Schlafstörung und 16 Prozent haben suizidale Gedanken. Die Chancenungleichheit steigt massiv.
Gemeinsam mit Jugendlichen haben die Wiener Jugendzentren, Psychosoziale Dienste in Wien (PSD) und Volkshilfe Wien Maßnahmen entwickelt, die Jugendlichen wieder eine nachhaltig positive Entwicklung zu ermöglichen. Diese Maßnahmen sind kurz- und mittelfristig angelegt, sie gehen über einen „Sommer der Jugend“ hinaus und schaffen echte Perspektiven. Gerade jetzt, in einer Zeit, in der die Infektionszahlen wieder steigen, ist eine Perspektive enorm wichtig.
v.l.n.r.: Tanja Wehsely, Jeremy-James (19), Mayar (17), Manuela Smertnik, Maria Strasser, Jasmin (16), Keanu (16), Damir (14), Jerome (14)
„Studien zeigen klar, dass junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren am stärksten unter der Pandemie gelitten haben und leiden. Fehlende Sozialkontakte, Nachteile im Bereich Bildung und am Arbeitsmarkt sowie bei der Freizeitgestaltung führen verstärkt zu psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angstzuständen. Um Jugendlichen eine positive Zukunft zu ermöglichen, braucht es raschestmöglich ein Umdenken in der Gesellschaft. Eine psychische Erkrankung ist kein Stigma oder etwas wofür man sich schämen muss, sondern muss, genauso wie ein Beinbruch, professionell behandelt werden und zwar leistbar für alle, die es brauchen. Psychische Gesundheit muss bei jeglichem Handeln mitgedacht werden. Sei es bei politischen Entscheidungen, in der Verwaltung oder auch im Bildungswesen.“ erläutert die klinische Psychologin Maria Strasser (PSD) die Notwendigkeit von psychischem Mainstreaming.
„Was Jugendliche wirklich brauchen, ist die Möglichkeit, ihr Leben so wie sie es sich wünschen, zu gestalten. Wir von der Volkshilfe Wien unterstützen junge Menschen unter anderem dabei, ihren ganz persönlichen Ausbildungsweg zu finden. Es darf durch die Corona-Pandemie keine ‚lost generation‘ geben – wir konzentrieren uns auf die ‚next generation‘.“ blickt Volkshilfe-Geschäftsführerin Tanja Wehsely voller Tatendrang in die Zukunft.
„Die Wiener Jugendzentren möchten sicherstellen, dass jugendliche Stimmen nie wieder überhört werden! Junge Menschen halten sich dann nachhaltig an Maßnahmen, wenn sie sich daran beteiligen können. Jugendliche brauchen aber auch Perspektiven und Unterstützung bei der Krisenbewältigung. Hier müssen wir alle anpacken!“ appelliert die künftige Jugendzentren-Geschäftsführerin Manuela Smertnik!
v.l.n.r.: Tanja Wehsely (Geschäftsführerin Volkshilfe Wien), Manuela Smertnik (künftige Geschäftsführerin Verein Wiener Jugendzentren), Maria Strasser (Klinische Psychologin PSD)
Die drei wesentlichen Themenbereiche der erforderlichen Maßnahmen sind
Thema psychische Gesundheit
Thema Schule, Ausbildung und Beruf
Thema Freizeit, Persönlichkeitsentfaltung und Lebensfreude
Beteiligung – jugendliche Stimmen nie wieder überhören
Mobilität – sich frei bewegen, neue Orte kennenlernen
Kultur, Freizeit, Musik, Sport – mit Freund_innen schöne Erlebnisse nachholen
hinten v.l.n.r.: Jeremy-James (19), Maria Strasser, Tanja Wehsely, Manuela Smertnik; vorne v.l.n.r.: Jasmin (16), Damir (14), Jerome (14), Keanu (16)
Bei der Präsentation der Maßnahmen im Jugendtreff J.at waren natürlich auch Jugendliche mit dabei. Die jungen Menschen haben erzählt, wie sie die letzten 1,5 Jahre der Corona-Pandemie bewältigt haben und was ihnen schwer gefallen ist. Und sie haben berichtet, welche Wünsche und Ideen sie für die Zukunft haben. Dazu lest ihr hier mehr in den nächsten Tagen!