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22. Juli 2021

Was brauchen Jugendliche jetzt?

Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-Pandemie präsentiert von Psychosoziale Dienste in Wien, Verein Wiener Jugendzentren und
Volkshilfe Wien

Ein „Sommer der Jugend“? Das wird nicht reichen! Jugendliche und junge Erwachsene waren und sind von der Corona Pandemie besonders betroffen. Einschränkungen in ihrer (Aus)Bildung, ihren sozialen Kontakt- und Entfaltungsmöglichkeiten führen zu Lücken in der Vermittlung von Lerninhalten, Anstieg von psychischen Belastungen und Erkrankungen sowie Zukunftsangst und Perspektivenlosigkeit. Eine Studie der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien hat jüngst die psychische Gesundheit von rund 3.000 Schüler_innen untersucht. Dabei zeigte sich eine Verfünf- bis Verzehnfachung psychischer Symptome: 55 Prozent leiden unter einer depressiven Symptomatik, die Hälfte unter Ängsten, ein Viertel unter Schlafstörung und 16 Prozent haben suizidale Gedanken. Die Chancenungleichheit steigt massiv.

Gemeinsam mit Jugendlichen haben die Wiener Jugendzentren, Psychosoziale Dienste in Wien (PSD) und Volkshilfe Wien Maßnahmen entwickelt, die Jugendlichen wieder eine nachhaltig positive Entwicklung zu ermöglichen. Diese Maßnahmen sind kurz- und mittelfristig angelegt, sie gehen über einen „Sommer der Jugend“ hinaus und schaffen echte Perspektiven. Gerade jetzt, in einer Zeit, in der die Infektionszahlen wieder steigen, ist eine Perspektive enorm wichtig.

 

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v.l.n.r.: Tanja Wehsely, Jeremy-James (19), Mayar (17), Manuela Smertnik, Maria Strasser, Jasmin (16), Keanu (16), Damir (14), Jerome (14)

 

„Studien zeigen klar, dass junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren am stärksten unter der Pandemie gelitten haben und leiden. Fehlende Sozialkontakte, Nachteile im Bereich Bildung und am Arbeitsmarkt sowie bei der Freizeitgestaltung führen verstärkt zu psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angstzuständen. Um Jugendlichen eine positive Zukunft zu ermöglichen, braucht es raschestmöglich ein Umdenken in der Gesellschaft. Eine psychische Erkrankung ist kein Stigma oder etwas wofür man sich schämen muss, sondern muss, genauso wie ein Beinbruch, professionell behandelt werden und zwar leistbar für alle, die es brauchen. Psychische Gesundheit muss bei jeglichem Handeln mitgedacht werden. Sei es bei politischen Entscheidungen, in der Verwaltung oder auch im Bildungswesen.“ erläutert die klinische Psychologin Maria Strasser (PSD) die Notwendigkeit von psychischem Mainstreaming.

„Was Jugendliche wirklich brauchen, ist die Möglichkeit, ihr Leben so wie sie es sich wünschen, zu gestalten. Wir von der Volkshilfe Wien unterstützen junge Menschen unter anderem dabei, ihren ganz persönlichen Ausbildungsweg zu finden. Es darf durch die Corona-Pandemie keine ‚lost generation‘ geben – wir konzentrieren uns auf die ‚next generation‘.“ blickt Volkshilfe-Geschäftsführerin Tanja Wehsely voller Tatendrang in die Zukunft.

Die Wiener Jugendzentren möchten sicherstellen, dass jugendliche Stimmen nie wieder überhört werden! Junge Menschen halten sich dann nachhaltig an Maßnahmen, wenn sie sich daran beteiligen können. Jugendliche brauchen aber auch Perspektiven und Unterstützung bei der Krisenbewältigung. Hier müssen wir alle anpacken!“ appelliert die künftige Jugendzentren-Geschäftsführerin Manuela Smertnik!
 

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v.l.n.r.: Tanja Wehsely (Geschäftsführerin Volkshilfe Wien), Manuela Smertnik (künftige Geschäftsführerin Verein Wiener Jugendzentren), Maria Strasser (Klinische Psychologin PSD)

 

Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-Pandemie präsentiert von Psychosoziale Dienste in Wien, Verein Wiener Jugendzentren und Volkshilfe Wien

 

Die drei wesentlichen Themenbereiche der erforderlichen Maßnahmen sind

  • Psychische Gesundheit,
  • Schule, Ausbildung und Beruf sowie
  • Freizeit, Persönlichkeitsentfaltung und Lebensfreude.

 

Thema psychische Gesundheit

  • Behandlungsplätze für Kinder und Jugendliche in psychosozialen Notlagen ausbauen – kostenlos, leistbar und ohne Stigma; zudem multiprofessionell und verschränkt
  • Psychisches Mainstreaming: Psychische Gesundheit als Teil jeder politischen Entscheidung und Grundsatz jeder Verwaltung
  • Psychische Gesundheit als Teil des Unterrichts und Hilfe für Schüler_innen dann, wenn sie Hilfe brauchen; Aufbau von Mental Health-Teams in Schulen (vgl. Mental Health-Teams in Großbritannien
  • Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern
  • Schaffung niederschwelliger Andockmöglichkeiten an diese Behandlungsangebote, um den Einstieg zu erleichtern. Z.B. Andockmöglichkeiten im Jugendzentrum

 

Thema Schule, Ausbildung und Beruf

  • Gesundheitspaket für Schulen: Ausbau von Schulsozialarbeit, Schulpsycholog_innen und Schulärzt_innen. Förderung von Sport- und Bewegung in Kindergärten und Schulen (Tägliche Turnstunde). Diese Angebote für Schüler_innen sollen ausgebaut werden und gut vernetzt ineinandergreifen.
  • Jugendlichen einen positiven Schulabschluss ermöglichen: Niederschwelliger Zugang zu 11. und 12. Schuljahr als Pflichtschuljahr eröffnet jungen Menschen eine positive berufliche Zukunft.
  • Aufstockung der Schulplätze an Höheren Schulen zur Behebung des Mangels an Schulplätzen in Wien. Ziel: Zusätzlichen Druck auf Volksschulen wegen Schulplatzmangels verringern.
  • Gratis Lernhilfe – Förderung 2.0 ausweiten auf Schüler_innen bis zur Matura.
  • Wiener Ausbildungsgarantie U25:
    • Kontinuierliche Evaluierung und Anpassung der neuen Ausbildungsgarantie U25
    • Angebote zur Stärkung und Stabilisierung für junge Erwachsene, damit sie gut in den Arbeitsmarkt einsteigen können. Z.B. 10-monatige Einstiegsmodule zur Orientierung

 

Thema Freizeit, Persönlichkeitsentfaltung und Lebensfreude

Beteiligung – jugendliche Stimmen nie wieder überhören

  • Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen bei der Planung des öffentlichen Raumes erweitern inkl. Verankerung im Step 2030
  • Umsetzung der Wiener Kinder- und Jugendstrategie unter Beteiligung von jungen Menschen
  • Sicherstellung konsumfreier Räume und Orte, an denen junge Menschen ihre Freizeit verbringen können. Hier braucht es gute Rahmenbedingungen, die während der COVID-Pandemie die wichtigen Angebote der Offenen Jugendarbeit (indoor und outdoor) sicher und kontinuierlich ermöglichen!

Mobilität – sich frei bewegen, neue Orte kennenlernen

  • Freifahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Österreich für unter 25-Jährige
  • Kostenloses Interrail-Ticket für unter 25-Jährige
  • Kostengünstige Urlaubsmöglichkeiten für junge Menschen und Familien. Z.B. Gutscheine für Jugendherbergen und Campingplätze in Österreich für unter 25-Jährige

Kultur, Freizeit, Musik, Sport – mit Freund_innen schöne Erlebnisse nachholen

  • Freizeitpass für alle Jugendlichen mit Tickets für Kino, Theater, Konzerte, Clubs, Zoo, Wurstlprater, Freibäder/Hallenbäder, Eislaufplätze, Escape Rooms, Hochseilgarten, Bowling, Stand up Paddling, Jugendkultur-Workshops (Z.B. Graffiti, Videoschnitt oder Podcast-Produktion am Handy) etc.
  • Aufsuchende, kostenfreie Workshops zu Tanz, Theater, Gesang und Sport an den Orten, wo sich Jugendliche aufhalten.
  • Konsequente Umsetzung der Mehrfachnutzung von Schulsportflächen: Kostenlose Zugangsmöglichkeiten zu Sportangeboten und Sportfreiflächen für alle im Sozialraum. Mehrfachnutzung schafft mehr Bewegungs- und Spielräume für Kinder und Jugendliche!

 

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hinten v.l.n.r.: Jeremy-James (19), Maria Strasser, Tanja Wehsely, Manuela Smertnik; vorne v.l.n.r.: Jasmin (16), Damir (14), Jerome (14), Keanu (16)

 

Bei der Präsentation der Maßnahmen im Jugendtreff J.at waren natürlich auch Jugendliche mit dabei. Die jungen Menschen haben erzählt, wie sie die letzten 1,5 Jahre der Corona-Pandemie bewältigt haben und was ihnen schwer gefallen ist. Und sie haben berichtet, welche Wünsche und Ideen sie für die Zukunft haben. Dazu lest ihr hier mehr in den nächsten Tagen! 

 

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