suchen

Wähle deinen Bezirk aus

9. Jänner 2023

Die neue "Jugi-Präsidentin"

Im Rahmen der Bundespräsident:innenwahl 2022 und der Kampagne wien30 des Vereins Wiener Jugendzentren haben wir im Jugendtreff Arthaberbad eine Wahl zum:r Jugi Präsident:in veranstaltet. Nun steht die neue Stimme der Jugend im Jugendtreff Arthaberbad fest. Wir erklären hier nochmal den Wahlablauf und ziehen Bilanz, was Michelle in ihren ersten 100 Tagen im Amt schon alles bewegt hat. 

Content Bild

Der Ablauf 

Die Koppelung des Wahlrechts an die österreichische Staatsbürger:innenschaft resultiert darin, dass rund ein Drittel der Bevölkerung von Wien bei der Bundespräsident:innenwahl nicht wahlberechtigt ist. Dies betrifft auch viele unserer Jugendlichen, obwohl sie ihren Lebensmittelpunkt jahrelang in Wien haben oder in Wien geboren sind. Um ihnen eine Möglichkeit zur Mitbestimmung zu bieten und sie mit den demokratischen Prozessen einer Bundespräsident:innenwahl vertraut zu machen, wollten wir eine eigene Präsident:innenwahl im Jugendzentrum veranstalten. Für die Person, die die Wahl gewinnt, wurden 300 € für die Umsetzung ihrer „Wahlversprechen“ bereitgestellt.

Das Projekt verlief über einen Zeitraum von zwei Wochen, wobei der Wahlprozess so gestaltet wurde, dass er einer echten Bundespräsident:innenwahl sehr ähnlich war. Zu Beginn des Projekts wurde den Jugendlichen, die kandidieren wollten, ein:e Wahlmanager:in aus dem Team zugeteilt. Bevor die Kandidatur anerkannt wurde, mussten pro Kandidat:in je sechs Unterstützungserklärungen gesammelt werden. Daraufhin wurde das Wahlprogramm ausgearbeitet. Plakate mit Wahlslogans wurden im gesamten Jugendzentrum aufgehängt. Ebenso wurden Buttons gepresst und an die Besucher:innen verteilt. Die Kandidat:innen führten Gespräche, um die Jugendlichen von sich und ihrem Wahlprogramm zu überzeugen.

Eine Woche nach Bekanntgabe der Kandidatur und Ausarbeitung der Wahlprogramme präsentierten die Kandidat:innen ihre Forderungen bei einer „Pressekonferenz“. Vor laufender Kamera und einem kritischen Publikum wurde so manch Jungendliche:r nervös, trotz des Lampenfiebers haben sie es jedoch geschafft, ihre Forderungen an die Jugendlichen zu tragen. Neben allgemeineren Forderungen wie beispielsweise dem Verbieten von Rassismus und Diskriminierung, wurden auch persönlichere Forderungen wie das Veranstalten von Partys oder dem Verkauf von Toast an der Bar eingebracht.

Content Bild

Vor der Wahl wurde außerdem eine Elefantenrunde veranstaltet. Wir als Team hatten hierfür Fragen vorbereitet, die zur Diskussion anregen sollten. Auch die Zuschauer:innen hatten die Möglichkeit Fragen zu stellen. Mittlerweile an das Rampenlicht gewöhnt, war es für die Kandidat:innen leicht die Fragen zu beantworten und die anderen Jugendlichen erneut dazu zu animieren, sie zu wählen.

Michelle, die Stimme der Jugend

Im Anschluss an die Elefantenrunde fand die Wahl statt. Alle Besucher:innen konnten im Wahllokal ihre Stimme abgeben. Insgesamt haben 55 Jugendliche ihre Stimme abgegeben, das knappe Ergebnis wurde nach dem Auszählen verkündet. Mit 23 Stimmen wurde Michelle zur Präsidentin des Jugendzentrums gewählt. Nachdem sie ihr Treuegelöbnis auf den Kodex des Arthaberbads geschworen hatte, wurde der Wahlsieg mit Kindersekt und Snacks gefeiert. Aus den drei Kandidat:innen wurde ein Team, das nun gemeinsam an der Umsetzung der Wahlversprechen beteiligt ist und für ein Jahr die Anliegen der Besucher:innen vertreten wird.

Content Bild

100 Tage im Amt und viele Wahlversprechen

Michelle hat sich, im Gegensatz zu so manch echten Politiker:innen, an ihre Wahlversprechen gehalten und wurde sofort tätig. Eine ihrer beliebtesten Forderungen war es, den Preis der an der Bar angebotenen Pommes von 1 € auf 50 c zu reduzieren. Dafür wurden 130 € des Budgets aufgewendet, somit können 260 Portionen billiger angeboten werden. Die rasche Umsetzung des Wahlversprechens wurde von den Jugendlichen sehr positiv aufgefasst. Die restlichen 170 € werden wahrscheinlich für eine Übernachtung mit gemeinsamem Pizzabacken und Filmeabend verwendet.

Die Fähigkeit zur Organisation, Kommunikation mit dem Team und den anderen Jugendlichen sowie die Verhandlungsfähigkeit der Kandidat:innen war bewundernswert. Ebenso wurde versucht, sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Allgemeinheit zu orientieren.

Für Politikverdrossenheit gibt es diverse Erklärungsansätze. Dass Politiker:innen die Anliegen, Wünsche und Bedürfnisse der Allgemeinheit nicht vertreten, ist einer davon. Eines wurde uns während diesem Projekt klar – echte Politiker:innen können in Sachen sozialer Gerechtigkeit und zielgerichteter Forderungen, die die Bedürfnisse möglichst vieler Menschen abdecken, viel von unseren Jugendlichen lernen.

Obwohl den Stimmen der Jugend im politischen Alltag wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, sind Jugendliche sehr wohl dazu fähig, ihre Anliegen zu artikulieren und ihr Umfeld positiv zu beeinflussen und zu verändern. Nun ist es die Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass sie diese Möglichkeit nicht nur im Jugendtreff Arthaberbad haben – sondern bei jeder Wahl auf Bundesebene.

Jugendtreff Arthaberbad

Weitere Beiträge

{Name}

{Content}