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8. März 2022

Selbstdarstellung in Sozialen Medien

Gesundheitlicher Einfluss auf Mädchen* und junge Frauen*

Mädchen* und junge Frauen*1 in der heutigen Zeit sind in einer digitalisierten Welt aufgewachsen und soziale Medien sind fest in ihrem Alltag verankert. Die Nutzung sieht jedoch sehr unterschiedlich aus. Je nachdem, wie und auf welchen Plattformen sich Mädchen* und junge Frauen* selber darstellen, hat das einen Einfluss auf ihre Gesundheit.

Junge Frauen* nutzen Social Media Plattformen öfter als junge Männer*.2 Im flash Mädchen*café werden vorrangig Instagram und TikTok, beides Foto- und Videoplattformen, zur Kommunikation, Information und Selbstdarstellung genutzt. Selbstdarstellung geht allerdings weit über Selfies hinaus: Profilbilder, Namen, persönliche Informationen, Gruppen,
Likes und Kommentare, aber auch Playlists werden genutzt, um die eigene Persönlichkeit zu zeigen. Klassische Postings am laufenden Band sind hingegen gar nicht mehr so beliebt: Nur rund ein Drittel der Jugendlichen postet regelmäßig Bilder von sich selbst.3

Mädchen* zeigen gerne auch ihre aktuelle Gemütslage, sei sie nun positiv oder negativ. Sie zeigen sich online sowohl traurig als auch glücklich und drücken dies auf vielfältige Weise aus (z. B. mit Stimmungsfotos, Musikvideos, Sinnsprüchen etc.)

Profilbilder und Selbstporträts sind nicht nur Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Sie spiegeln auch immer ein gewisses Weltbild wider. Oft werden mit Bildern traditionelle Genderrollen unreflektiert weitergegeben. Auf der anderen Seite brechen Jugendliche online aber auch immer wieder mit traditionellen Genderklischees. Bilder ermöglichen es, kreativ zu werden und auch in andere Rollen zu schlüpfen. Das ist für Jugendliche wichtig, um den eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden.4

Die Darstellungen von Genderrollen in den erfolgreichsten Social-Media-Kanälen basieren zudem auf veraltet anmutenden Stereotypen: Frauen* zeigen sich überwiegend im privaten Raum und behandeln vorwiegend Themen wie Beauty, Ernährung und Hobbys. Im Vergleich dazu zeigen Männer* deutlich mehr unterschiedliche Themen wie Unterhaltung, Musik, Games und Politik. In Musikvideos, die heute überwiegend über YouTube konsumiert werden, konnten diese beiden Trends ebenfalls beobachtet werden: Frauen* zeigen sich mehrheitlich sexy und passiv inszeniert. Und der Anteil der Sängerinnen in den Top 100 liegt konstant bei einem Drittel. Auch auf Instagram sind insbesondere die Frauen* erfolgreich, die einem normierten Schönheitsideal entsprechen. Sie sind dünn, langhaarig und beschäftigen sich hauptsächlich mit den Themen Mode, Ernährung und Beauty. Weibliche Selbstinszenierung findet hier nur in einem sehr begrenzten Korridor statt.5

Trotzdem hat die Selbstdarstellung auf diesen Plattformen auch positive Effekte für junge Frauen*. Sie gibt ihnen die Möglichkeit, niederschwellig an Informationen zu kommen, sich Vorbilder zu suchen, sich zu solidarisieren und online für ihre Werte einzustehen. Online-Aktivismus, Selbstwirksamkeit und das Sichtbarmachen von Ungerechtigkeit ist den Mädchen* im flash Mädchen*café über die Jahre wichtiger geworden. Vor allem Themen wie Body Positivity, Antirassismus und Antisexismus werden von den Mädchen* als wichtig empfunden und dazu von ihnen Inhalte gestaltet und verbreitet.

Einen großen negativen Effekt hat die Nutzung von Social Media vor allem für junge Frauen*: Eine Studie zeigt, dass Mädchen* häufiger von Hasskommentaren betroffen sind und diese stärker empfinden als Jungen* (53 Prozent der Mädchen* treffen regelmäßig im Internet darauf). Drei Viertel der Mädchen* gaben an, dass Hasskommentare sie entsetzen oder traurig machen. Inhalte sind vor allem das Aussehen und Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Herkunft sowie der Hautfarbe.6

Die Nutzung von sozialen Medien hat positive und negative gesundheitliche Auswirkungen auf junge Menschen auf physischer und psychischer
Ebene7: Die stärksten negativen Auswirkungen sind Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen, Körperwahrnehmungsstörungen8, die Effekte von Cyber-Mobbing9 und ‚Fear of Missing Out‘10. Als positive Effekte werden der einfache Zugang zu Erfahrungen mit (mentaler) Gesundheit und Fachwissen darüber genannt. Emotionale Unterstützung und der Aufbau von Netzwerken können förderlich für die (mentale) Gesundheit sein. Selbstdarstellung findet statt und die eigene Identität kann entwickelt werden. Freund*innenschaften und Beziehungen können entstehen und aufrechterhalten werden.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie #StatusofMind11 zeigen, dass

  • 91 Prozent der 16- bis 24-Jährigen nutzen das Internet als soziales Netzwerk.
  • Soziale Medien machen süchtiger als Zigaretten und Alkohol.
  • Es gab in den letzten 25 Jahren einen rasanten Anstieg (plus 70 Prozent) von Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen bei jungen Menschen.
  • Dieser Anstieg wird mit der Nutzung von Social Media verbunden.
  • Cyber-Bullying belastet sieben von zehn jungen Menschen.
  • Die sozialen Medien können den Zugang zu Fachinformationen zu psychischer Gesundheit erleichtern und Erfahrungen werden geteilt.
  • Die jungen Nutzer*innen von Social Media berichten, dass sie sich durch ihre Kontakte emotional unterstützt fühlen.

In der Studie werden folgende Forderungen benannt:

  • Übermäßiger Konsum von Social Media soll durch Warnungen (zeitliche Einschränkungen) reguliert werden.
  • Fotos, die digital bearbeitet oder manipuliert wurden, sollen gekennzeichnet werden.
  • Sicherer Umgang mit Social Media soll in der Schule unterrichtet werden.
  • Unterstützung und Information für Betroffene von psychischen Problemen sollen auf Social Media kenntlich gemacht werden.
  • Die Jugendarbeit braucht digitale Kompetenzen für Social Media, die bereits in der Ausbildung gelernt werden sollen.
  • Mehr Forschungen über die Effekte von Social Media auf junge Menschen sollen durchgeführt werden.

Der Beitrag "Selbstdarstellung in Sozialen Medien - Gesundheitlicher Einfluss auf Mädchen* und junge Frauen*" wurde von Magdalena Mangl verfasst. Sie ist pädagogische Bereichsleiterin im Verein Wiener Jugendzentren. Ihr Beitrag ist im Sammelband "Frauengesundheit und Digitalisierung" erschienen. Dieser diskutiert kritisch die Digitalisierung von heute und ihren Einfluss auf Frauengesundheit von morgen. In dem Sammelband ist außerdem ein Text von Ines Pazdera, Jugendarbeiterin von Back on Stage 10, zu finden. In diesem widmet sie sich dem Thema "Social Media in der Mobilen Jugendarbeit".

Content Bild

Wir verwenden die Schreibweisen Mädchen* und Frauen*, um die Aufmerksamkeit auf die Vielfalt weiblicher Lebensentwürfe und Lebenssituationen zu lenken.

2 Am beliebtesten sind WhatsApp, YouTube, Instagram, Snapchat und TikTok (Safer Internet 2021a).

3 Safer Internet 2021b

4 Safer Internet 2021

5 Wegener et al. 2017

6 JAMESfocus-Bericht 2021

7 RSPH 2017

8 Bezüglich der Auswirkungen auf das Körperbild schneidet die App Instagram, gefolgt von Snapchat, am schlechtesten ab (Safer Surfing 2018).

9 Cyber-Mobbing bezeichnet das absichtliche, über einen längeren Zeitraum anhaltende Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen, Belästigen oder Ausgrenzen anderer über digitale Medien (Safer Internet 2020).

10 FOMO: beschreibt die Angst, etwas zu verpassen.

11 RSPH 2017

Literatur

 Weiterführende Literatur

Magdalena Mangl, Verein Wiener Jugendzentren

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