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15. Jänner 2018

Jumptopia

Was macht eine Stadt zur Stadt? Wie kann man eine Stadt entstehen lassen? Wie kann man Einfluss nehmen im Stadtgeschehen? Diesen und anderen Fragen konnten die Kinder und Teenies aus dem JUMP (Jugendzentrum Marco Polo) bei dem fünftägigen Semesterferienspiel „Wir bauen eine Stadt“ auf den Grund gehen. Die Obrigkeiten des fiktiven Landes JUMPTOPIA setzten ein Expert_innen-Team (bestehend aus Jugendarbeiter_innen des JUMP) ein, um die Siedlerinnen und Siedler zu unterstützen, ein Brachland zu besiedeln. Lediglich ein Magistrat für Berufe, eine Bank mit Stadtkassa, ein Großmarkt und ein Materiallager standen den Siedelnden anfangs zur Verfügung.

Jumptopia - Illustration, Hochhäuser, oranger Hintergrund

Nur wie entsteht jetzt diese Stadt? Nicht ganz realitätsfremd mussten die Siedelnden die Hürden der Bürokratie erfahren, um Betriebe entstehen zu lassen. Ein Gewerbeschein, das nötige Startkapital, sonst noch benötigtes Material und, wenn gebraucht, diverse Lebensmittel mussten angeschafft werden. Das Stadtgeschehen konnte nun seinen Lauf nehmen. Bei den Bürger_innenversammlungen konnte sich ausgetauscht bzw. Werbung für den eigenen Betrieb gemacht werden. Weiters stellte man sich zur Wahl des Bürgermeister_innen-Teams. Dieses Dreier-Team regulierte die wirtschaftliche und auch die soziale Dynamik in der Stadt, unterstützte Betriebe mit „Jumpies“ (Währung in JUMPTOPIA) und hielt ein Ohr, oder drei, oder sechs, für die Anliegen, Ideen und Beschwerden der Bürger_innen offen. Die Steuern auf Materialien und Räume waren sehr hoch und der Frust der Bevölkerung ebenso. Es dauerte zwei Tage bis die Bürger_innenversammlung genutzt wurde, um die Materialsteuern abzusetzen. Mit den Worten “Das ist UNSERE Stadt und WIR entscheiden!“ wurden diese gekippt. Aber nicht alle Steuern fielen, damit das Bürgermeister_innen-Team auch noch Geld in der Stadtkassa hatte, um schwächelnde Betriebe weiter unterstützen zu können.

Wichtig für die Expert_innen (Jugendarbeiter_innen) war es, jederzeit am Puls des Geschehens zu sein, um Überforderungen der Einwohner_innen bzw. des Bürgermeister_innen-Teams entgegenzusteuern. Wenn die Stadtdynamik es nicht ohne „Fremdhilfe“ schaffte, standen die Jugendarbeiter_innen coachend zur Seite, um bei scheinbaren Sackgassen (Betriebe schließen und es werden keine neuen eröffnet, das Geld wird weniger und der Frust größer, Vorfälle und Konflikte zwischen Bürger_innen, „Wir können unsere Mieten/Steuern nicht bezahlen“, …) gemeinsam mit den Bürger_innen Lösungsstrategien zu erarbeiten. In diesen Situationen wurden Besprechungen einberufen zwischen allen Beteiligten, dem Bürgermeister_innen-Team und den Expert_innen. Hier wurde den Befürchtungen auf den Grund gegangen und gemeinsam ein Ausweg gesucht, um den Stadtalltag wieder passieren lassen zu können bzw. um Bewohner_innen die fiktiv-reale Last von den Schultern zu nehmen.

Es entstand eine Vielzahl diversitärer Betriebe, wie zum Beispiel eine Snackbar, ein Casino mit eigens erfundenen Spielen, eine Karaokebar, ein YouTube-Kino, eine Hooverboard-Station, eine Sporthalle, ein Restaurant und und und… Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Außerdem gab es diverse Förderungen für kulturelle, sportliche und soziale Ideen, um Ausgewogenheit, Diversität und Kreativität schmackhafter zu machen.


 

Am vierten Tag beschlossen die Einwohner_innen, IHRER Stadt einen Namen zu geben. Die Stadtnamen-Wahl war eines der aufwühlendsten Ereignisse in dieser Woche. Realitätsnahe begeisterten sich alle für den eigenen Vorschlag für einen Stadtnamen. Wilde Werbeslogans wurden in die Menge gerufen, damit Verbündete gefunden werden und um sich klar zu positionieren. Es kam zu einer Stichwahl, die knapper nicht hätte sein können. „Einhorn-Glitzerfee“ gewann mit nur drei Stimmen Unterschied vor „The Kingdom“. Die Freude der Namengebenden war immens, der Frust der anderen hoch. Gerade hier war es für die Jugendarbeiter_innen wichtig, diesen Frust aufzufangen, um gemeinsam weitermachen zu können.

Gegen Ende der Woche und des wirtschaftssimulierten Rollenspiels ergab sich Erstaunliches. Ohne äußerliche Einwirkung (durch das Expert_innen-Team) wurden Betriebe zusammengelegt, konkurrierende Betriebe gingen in Kooperation, das vor Tagen noch so „überlebensnotwendige“ Geld wurde aufgeteilt und die einzigartige Stadt „Einhorn-Glitzerfee“ entwickelte sich zu EINEM EINZIGEN Betrieb, in dem ALLES GRATIS war. Bürgermeister_innen und Bürger_innen waren zu diesem Entschluss gekommen, weil alles so viel „chilliger“ sei. Um diese Entscheidung auch noch symbolisch zu verstärken, wurde von allen Bewohner_innen sämtlich erworbenes Geld rituell in einer Abschlusskundgebung mit den Worten „GELD IST NICHT ALLES“ verbrannt.

Wieder zurück in der Realität resümierten die Einwohner_innen: „Miteinander ist leichter als gegeneinander“, „Wenn das UNSERE Stadt ist, entscheiden WIR“ und „Wir kommen ja ins JUMP, weil wir hier GRATIS SPASS haben können und nicht weil hier alles was kostet“. Für die Jugendarbeiter_innen des JUMP, die die ganze Woche als Expert _innen mit Rat und Tat zur Seite standen, war es eine minütliche Herausforderung, eine minütliche Nachjustierung und eine minütliche Bewahrung der offenen Haltung für Unvorhergesehenes.

JUMP Jugendzentrum Marco Polo

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