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25. Juli 2017

Sind wir nicht alle ein bisschen hetero?

Ausgehend von den Vorbereitungen für die Teilnahme der spacelab-Jugendlichen an der Regenbogenparade und in Anlehnung an das Projekt „self evident truths“, bei dem sich tausende Menschen fotografieren ließen, die sich als nicht 100 Prozent heterosexuell wahrnehmen, wollten auch wir im spacelab ein Zeichen für mehr Heterogenität setzen. In einer Fotoausstellung haben wir aufgezeigt, dass es mehr gibt, als die Liebe zwischen Mann und Frau, und mehr als nur zwei Geschlechter.

Besonders junge Menschen finden sich im Spannungsfeld zwischen größer werdender gesellschaftlicher Akzeptanz und reaktionärem Zurückgreifen auf veraltete Traditionen nur schwer zurecht. Uns ist es wichtig, einerseits das Augenmerk auf diesen Widerspruch zu lenken aber auch gleichzeitig Raum für eine gewaltfreie Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebens- und Liebensweisen zu schaffen.

Die Intention unserer Ausstellung ist die Vielfalt sexuellen Begehrens wiederzugeben. Damit wird auch der Tendenz Rechnung getragen, nach der sich junge Menschen nicht mehr anhand klarer Zuschreibungen definieren wollen und „Normales“ wird bewusst erweitert. Die Gesichter, die auf den Bildern zu sehen sind, stehen für Menschen wie du und ich. Menschen, die unsere Nachbar_innen sein könnten, der Kassier im Supermarkt oder ein_e Polizist_in. Die alte Frau*, der wir über die Straße helfen, dein_e Lehrer_in oder ein Star, den du ganz toll findest. Sie könnten aber auch ein Familienmitglied, die beste Freund_in oder der Schulkollege* sein. Diese Gesichter sollen uns daran erinnern, dass jedes Mal, wenn wir einen Menschen in eine Schublade stecken, wir ein Urteil über ihn oder sie fällen. Das kann zu Verletzungen, Diskriminierung  und Ausgrenzungen führen. Diese Gesichter sollen uns weiters daran erinnern, dass auch wir auf einem dieser Fotos zu sehen sein könnten. Dass auch wir verletzt werden können, diskriminiert werden können, ausgegrenzt werden können.

Diese Ausstellung soll uns alle ermutigen, uns Gedanken zu machen, wie wir aufeinander zugehen, wie wir miteinander und übereinander sprechen.

Ergänzend zur Ausstellung wurden ein Büchertisch, eine Linksammlung und mehrsprachige Begriffsbeschreibungen rund um die Themen „Gender und queer“ zur Verfügung gestellt. Das queer-feministische DJ-Kollektiv „Femme DMC“ bot bei der Vernissage am 31. Mai einen fulminanten Auftritt mit vielsprachigen Texten und Frauen*power auf der Bühne.

Besonders erfreulich war der respektvolle Umgang der Teilnehmer_innen untereinander sowie mit uns Betreuer_innen und der Thematik an sich. Schon im Vorfeld gab es gute Auseinandersetzungen und die sicheren Rahmenbedingungen sorgten für eine feine Atmosphäre zum Fragen stellen und für Diskussionen. Die Möglichkeit zur Erweiterung der Ausstellung und die Dauer des Projektes sollen für eine gewisse Nachhaltigkeit in Sachen Respekt, Selbstreflexion und bewusstem Umgang mit Sprache sorgen.

Mäx Lauscher und Verena Scharf (Produktionsschule spacelab)

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