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15. Jänner 2019

Big Data

Wir alle produzieren täglich unglaubliche Mengen an Daten. Daten und Informationen, die weiterverarbeitet, kombiniert und zu Vorhersagezwecken verwendet werden. Was passiert mit den Daten? Wie wird Verhalten prognostiziert und welche Auswirkungen hat das auf persönliche, gesellschaftliche und politische Entwicklungen? Wem gehören diese Daten? Wer hat welchen Nutzen davon? Die Digitale Jugendarbeit beschäftigt sich mit all diesen Fragestellungen. Jedoch ist dies aus meiner Sicht nicht nur ein medienrelevantes Thema. Es geht nicht nur darum die eigenen Daten so gut wie möglich zu schützen und das persönliche Medienverhalten soweit zu reflektieren, dass mir zumindest bewusst ist, wodurch ich Daten produziere und welche ich wem preisgebe. Die Nutzung Milliarden produzierter und verknüpfter Daten ist vielmehr auch ein politisches Thema und damit eines der politischen Bildung – auch in der Jugendarbeit.
Wie kann aber nun das komplexe Thema Big Data in der Jugendarbeit thematisiert werden?

Eine Annäherung
Zunächst ist es wichtig, dass sich die Fachkräfte in der Jugendarbeit selbst mit dem Thema auseinandersetzen und sich vor allem die Relevanz des Themas bewusstmachen. Die Digitalisierung und der digitale Wandel unserer Gesellschaft sind in aller Munde und beeinflussen alle unsere Lebensbereiche nachhaltig. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist also auch für die Jugendarbeit essentiell. Grundsätzlich geht´s aber, wie bei allem in der Jugendarbeit, darum sich ein Basiswissen darüber, was mit Big Data gemeint ist und welche Subthemen hier reinfließen, anzueignen, nicht darum Expert_in zu werden. Wer, wenn nicht die Jugendarbeit, hat die Haltung, die Kompetenzen und das Know-how sich von großen, komplexen Themen nicht einschüchtern zu lassen, sondern sich gemeinsam mit den Jugendlichen in einer lustvollen Auseinandersetzung dem Thema anzunähern.

Info und Aufklärung
Ein erster Schritt wäre aus meiner Sicht Information aufzubereiten, für das Thema zu sensibilisieren und die Auseinandersetzung anzuregen. Das Methodenrepertoire der Jugendarbeit ist reichhaltig: z.B. Kahoot-Quizspiele, gemeinsame Recherche, ev. eine kleine Competition daraus machen, paradoxe Interventionen und Irritationen in den Jugendarbeitsalltag einbauen und auflösen, Schwerpunktwochen zu einzelnen Subthemen (wie gezielte Werbung, Vorhersagen, Selbstoptimierung durch Gesundheitstracker…).

Bewusstseinsbildung fördern und politische Bildungsprozesse anregen
Insgesamt ist natürlich wichtig die Big Data Technologie nicht generell zu verteufeln. Angst und Ohnmachtsgefühle („da bin ich machtlos“, „ist eh egal, ich kann da eh nichts machen“…) zu reproduzieren wären mehr als kontraproduktiv. Es geht darum den Nutzen erkennbar zu machen. Wer profitiert? Welchen Nutzen haben einzelne Personen, bestimmte Unternehmen, die Gesellschaft insgesamt? Auch die wissenschaftlichen Möglichkeiten und wertvolle Entwicklungen zum Wohle aller (z.B. in der Verkehrsplanung oder im Gesundheitsbereich) gilt es transparent zu machen. Wirtschaftliche und politische Aspekte (z.B. Information vs. Manipulation) aufzuzeigen und für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren ist Teil politischer Bildung im digitalen Wandel. Auch hier bieten sich Alltagsmethoden aus der Jugendarbeit an: z.B. Quiz- und Schätzspiele, Meinungsbarometer, Videoclips, kleine Spielsequenzen, Arrangements und Inszenierungen in der Jugendeinrichtung, die anregend wirken und den Lust- und Spaßaspekt in den Fokus rücken, als Thema in regelmäßigen Gesprächsformaten, Online-Umfragen („die Frage des Monats“), Postings und Verlinkungen etc.

Subthemen und Teilaspekte
Vielerlei Aspekte fließen in den großen Themenkomplex Big Data hinein und haben entsprechende Relevanz für die Zielgruppen. Oft ist es hilfreich komplexe Themen runter zu brechen bzw. sich aus verschiedenen Perspektiven anzunähern. Um nur einige zu nennen: Filterblasen und Echoräume, zielgruppenspezifisches Marketing/Werbung; offenes und verstecktes Datensammeln; Selbstoptimierung; Sicherheitsaspekte und polizeiliche Maßnahmen (wie z.B. das Vorhersagen von Straftaten); Internet of Things / smart objects u.v.m.  

Links und hilfreiche Tools
Im Rahmen der bOJA Tagung im November 2017 in Wien zum Thema Medien gab es einen Workshop zu Big Data mit Gerda Sieben vom jfc Medienzentrum e.V. In dem Workshop wurden Tools und Methoden vorgestellt, die richtig Lust darauf machten sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Hier die Links dazu:
http://www.jfc.info/projekte-id59
http://bigdata.jfc.info
http://bigdata.jfc.info/methoden.html

Kurzes Erklärvideo zu Big Data:
https://www.youtube.com/watch?v=uH813u7_b0s

Ein Spiel aus dem Medienpädagogik Praxis Blog „DataSelfie“:
https://dataselfie.jnw-sdm.ch/2018/01/24/big-data-hae/

Texte, Einführung, Links zu Materialien für die Jugendarbeit:
http://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/bigdata/

Kahoot Quiz dazu (nicht nur für Grundschulkinder):
http://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/bigdata/239781/quiz-fuer-grundschulkinder

Big Datapoly - Brettspiel mit allen Materialien zum Download:
http://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/bigdata/258647/big-datapoly

Big Data Analytics (eher komplexes Spiel, das NFC erklärt)
http://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/bigdata/253493/big-data-analytics-hautnah
… analoge Version, ev. als Diskussionstool einsetzbar:
https://www.studioimnetz.de/wp-content/uploads/2016/11/Arbeitsblatt-2016-Profildaten.pdf

Analytica (kann auch analog gespielt werden; etwas adaptiert sicher auch für die Jugendarbeit gut einsetzbar; ein Spiel zu Einschätzungen (es geht nicht um richtig oder falsch, sondern persönliche Einschätzungen und Bewertungen, ob Entwicklungen/Erlässe oder in dem Fall „Gesetze, die von Analytica verabschiedet werden“ positiv oder negativ bewertet werden:
http://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/bigdata/255939/analytica

FreiTag (sicher ein super Spiel, ist aber eher für ein längerfristiges Projekt, z.B. Semesterferienaktion, geeignet; ev. kann einiges daraus für den Jugendarbeitsalltag adaptiert werden):
http://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/bigdata/255781/freitag

Manuela Smertnik, Pädagogische Bereichsleiterin (VJZ)

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