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11. Jänner 2017

FH-Projekte

Studierende gestalten Praxisprojekte

Der Verein Wiener Jugendzentren arbeitet seit mehreren Jahren gemeinsam mit der Fachhochschule Campus Wien an Weiterentwicklungen der kommunalen Jugendarbeit. Dies erfolgt insbesondere im Rahmen des Bachelor-Lehrganges „Sozial Arbeit“ in der Lehrveranstaltung „Forschung und Projektentwicklung“. Unter der Anleitung und Beteiligung der Jugendeinrichtungen gelingt es, aktuelle und zukunftsorientierte Themen gemeinsam mit Student_innen zu analysieren und aus den Ergebnissen schließend neue Wege zu entwickeln.

Zugang der Fachhochschule zur Praxis

In dem für die Fachhochschule bezeichnenden Zugang der Ausbildung werden zum einen die theoretische Auseinandersetzung mit dem Handlungsfeld und die Anwendung von sozialpädagogischen Methoden und Forschungsschritten verstanden und zum anderen geht es um die Entwicklung von Praxisanleitungen für die Offene Jugendarbeit.

Aufgabe des Bachelor-Lehrganges ist es, sich mit einem zentralen sozialpädagogischen Handlungsfeld, zum Beispiel der Offenen Jugendarbeit, auseinander zu setzen und Praxisanleitungen für künftige Umsetzungsschritte zu entwickeln. Dies eingebettet in die Praxis der Jugendarbeit des Vereins Wiener Jugendzentren, verbunden mit dem Abschluss der Lehrveranstaltung in Form einer ca. 50-seitigen Gruppen-Bachelor-Arbeit.

Die besondere Qualität dieser Kooperation mit der Fachhochschule besteht in der Auseinandersetzung zwischen den Studierenden und den Teams aus der Jugendarbeit aber auch in der Interaktion der Studierenden mit den Jugendlichen selbst. Perspektivisch kann die Beteiligung und Auseinandersetzung mit derartigen Projekten auch berufliche Zugänge zum Feld der Wiener Jugendarbeit eröffnen.

Drei Projektbeispiele:

1. Der Offene Lernraum im Jugendtreff Nordbahnhof

Dieses Projekt bietet Möglichkeit einer sehr differenzierten Auseinandersetzung mit dem noch kaum untersuchten außerschulischen Bildungsangebot des Offenen Lernraums, in dem schulische Anforderungen mit den Zugängen der Offenen Jugendarbeit, wie Freiwilligkeit, Offenheit oder Partizipation, verbunden werden. Die besondere sozialräumliche Qualität eines Offenen Lernraums in einem Jugendtreff und die Unterschiede zu einem schulischen Setting in einem gänzlich anderen sozialräumlichen Format wurden thematisiert.

Die theoretische Annäherung an „sozialräumliches Lernen“ im Kontext von Offener Jugendarbeit wurde durch die Nutzung von umfangreicher Literatur geleistet. Neben diesem sehr ausdifferenzierten Diskurs wurden auch die Meinungen von Fachleuten in leitfadengestützten Expert_inneninterviews mit einbezogen. Die Möglichkeit der Mitsprache, der Mitgestaltung, die Übernahme von Ideen der Schüler_innen zur Unterrichtsgestaltung, der sanktionsfreie Zugang und die wenig reglementierten Raumdefinitionen der Offenen Jugendarbeit wurden dabei herausgearbeitet.

Für die Analyse wurden aus der Vielfalt der sozialräumlichen Methoden, die in der Offenen Jugendarbeit eingesetzt werden, vier Methoden ausgewählt. Die Durchführung und Auswertung der „subjektiven Landkarten“ der Schüler_innen, der teilnehmenden Beobachtung im Offenen Lernraum sowie der Expert_inneninterviews und der Institutionenbefragungen führten schließlich zur entsprechenden Annäherung an die Beantwortung der Forschungsfrage der Studierenden nach der sozialökologischen Qualität des Offenen Lernraums.

Die sozialökologische Qualität des Offenen Lernraumes unterscheidet sich vom herkömmlichen Schulbetrieb durch die jugendgerechte Ausgestaltung, den Zugang, die Nutzung von unterschiedlichen Materialien des Jugendtreffs sowie die Einbettung des Lernarrangements im offenen Raum des Jugendtreffs mit vielfältigen Mitgestaltungsmöglichkeiten. Ausgehend von der empirischen Erhebung der Student_innen führte die beispielhafte Projektskizze unter anderem zu dem Vorschlag, die Räumlichkeiten des Offenen Lernraums unter Beteiligung der Schüler_innen zu adaptieren. Das ‚demokratische Prinzip’ könnte sich damit noch stärker sozialräumlich abbilden.

2. Das partizipative Jugendforum Wehlistraße

Dieses Projekt bezog sich auf die Ermöglichung von Partizipation in der Jugendarbeit und sollte die speziellen situativen Kontexte der Beteiligung und Mitgestaltung im sozialräumlichen Zusammenhang von Jugendarbeit herausarbeiten.

Aus der umfangreichen Auseinandersetzung mit dieser Frage und den Formen der Partizipation aus der vorliegenden Literatur (B. Sturzenhecker, A. Scherr, E. Benrazougui–Hofbauer und dem Sammelband „Partizipation“ aus der wissenschaftlichen Reihe des Vereins Wiener Jugendzentren) wird eine präzise theoretische Grundlegung geschaffen.

Die Student_innen wenden ausgesuchte Methoden der Sozialraumanalyse an und stimmen diese auf ihren Zugang zu den Jugendlichen ab. Das Nadelprojekt, die Durchführung von Interviews mit Jugendlichen sowie Expert_innen des Vereins Wiener Jugendzentren, und die Organisation und Durchführung der Fokusgruppendiskussion erlaubten eine fundierte Einschätzung der Möglichkeiten selbstverantworteter Jugendräume in der Wehlistraße.

In der gesamten Arbeit wurde die Idee eines Jugendforums unter Berücksichtigung der Herausforderungen und Problemstellungen, welche die Jugendarbeit kennzeichnen, von vielen Seiten beleuchtet, diskutiert und dann in einem Pilotprojekt mit Jugendlichen durchgeführt.

3. Just 4 Girls

Der bewussten Wahrnehmung der geschlechtstypischen und sehr unterschiedlichen Verhaltensweisen, Betätigungen und Interessen von Mädchen wird in der Offenen Jugendarbeit besonderes Augenmerk geschenkt.

Die Formen spezifischer Angebote für Mädchen müssen sich an deren Aneignungsformen orientieren und entsprechende sozialräumliche Arrangements vorweisen. In diesen müssen Mädchen beteiligt werden und ihre Interessen Berücksichtigung finden. Die differenzierte Betrachtung der altersspezifischen Aneignungsformen von Mädchen und deren Teilhabe in der Offenen Jugendarbeit entsprach der Forschungsfrage dieses Projektes und wurde von den Studierenden fachlich sehr fundiert herausgearbeitet.

Bei der Auswahl der sozialräumlichen Methoden entschieden sich die Student_innen für die mobile Nadelmethode, die Erstellung von Zeitbudgets, teilnehmende Beobachtungen und leitfadengestützte Interviews mit Mädchen und Expert_innen.
Aus den Forschungserkenntnissen dieser Gruppe leitet sich schließlich die Idee einer Mobilen Mädchenbox im öffentlichen Raum ab. Dieser Vorschlag wurde in ihrer Arbeit sehr praxisnah ausgeführt und könnte in weiterer Folge im Jugendtreff umgesetzt werden.

Richard Krisch, Wissenschaftlicher Referent (VJZ)

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