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2. April 2020

Weltkrisen neben der Coronakrise

Mit der Jugend darüber sprechen

Die Ausbreitung von Covid-19 ist an und für sich schon schlimm genug, jedoch stellt die Pandemie in vielen Regionen der Welt noch weitaus größere Gefahren dar, als in unseren Breiten. Warum es gerade jetzt wichtig ist, mit Jugendlichen auch über weitere Weltkrisen zu sprechen, beschreibe ich in diesem Blog-Eintrag.

Wenn wir an die unzähligen Menschen in den Flüchtlingslagern denken, wird uns bewusst, dass sich diese Menschen in einer sehr gefährlichen Lage befinden. Viele Personen, die dort leben, sind gesundheitlich vorbelastet oder durch die dortige Situation körperlich geschwächt. Ohne ausreichende Nahrung, sanitäre Anlagen und gesundheitliche Versorgung hat das Virus in diesen Lagern freie Bahn sich zu verbreiten. Ob in Nordsyrien oder in türkisch-griechischen Grenzregionen, hier kommt die nächste Krise zu der sowieso dramatischen Alltagssituation hinzu. So stirbt in Idlibs Lagern täglich mindestens ein Kind an Kälte, Unterernährung oder Suizid. Luftangriffe sind hier gar nicht erwähnt, dann sind die Zahlen natürlich nochmal bedeutend höher. Ohne Bewegung seitens der EU und der Türkei wird diese Gesamtsituation gepaart mit dem Virus zu einer humanitären Katastrophe führen.

Auch die Situation im Gazastreifen ist angesichts der Pandemie höchst bedenklich, stehen für zwei Millionen Menschen, die ohne ausreichend Trinkwasser, Strom und medizinischer Versorgung leben, nur 60 Beatmungsgeräte zur Verfügung. Die ohnehin von Epidemien und Konflikten gebeutelten Länder Afrikas werden ebenso mit voller Wucht getroffen, ohne über annähernd ausreichende Abwehr zu verfügen. Diese Beispiele stehen noch für viele weitere Krisenherde weltweit, wo Menschen der Pandemie schutzlos ausgeliefert sind.

 

Inwiefern betrifft das die Jugendarbeit in Wien? Warum konfrontieren wir unsere Zielgruppen damit?

An erster Stelle steht die Tatsache, dass wir Lobbiest_innen für Kinder und Jugendliche sind. Natürlich in erster Linie in Wien. Doch sehen wir auch eine moralische Verpflichtung gegenüber den Kindern und Jugendlichen, die über keine Lobby verfügen. Die nun zusätzlich zum Grauen ihres Alltags mit einer Pandemie überleben müssen. Wir wollen auch deren Sprachrohr sein. Als Multiplikator_innen der weltweiten Kinderrechte sind wir kompetent und berufen dazu.

Daher haben wir uns im Team entschieden, als einen unserer Corona-Schwerpunkte das Thema „Wie gehts anderen mit Corona?“ auszuwählen. Die Woche davor haben wir uns mit den Auswirkungen in Wien und insbesondere denen auf unsere Zielgruppen beschäftigt und sie befragt, wie es ihnen mit den Maßnahmen geht. In der nächsten Woche, haben wir mit erarbeitet, wie es anderen Kindern und Jugendlichen anderswo damit ergeht.

 

 

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Ihre Anteilnahme und ihr Wissen waren beeindruckend und haben uns bestärkt, sie in ihrer solidarischen Haltung weiter zu fördern. Deshalb sind wir die Woche darauf thematisch auf einer ähnlichen Schiene weitergefahren und haben uns gemeinsam mit schwereren Betroffenheiten hierzulande auseinandergesetzt, zum Beispiel Obdachlosigkeit und Armut.

Dies hatte zu Folge, dass drei Jugendliche unabhängig voneinander sich freiwillig engagieren wollten und von uns unterstützt dies inzwischen auch tun. Aus einer dieser Hilfsaktion wird in Kürze eine Reportage entstehen, die auf unserem Radiosender JustRadio, den wir gemeinsam mit Zielgruppen gestalten, zu hören sein wird.

Das Vermitteln ethischer Werte wie Menschenrechte, gesellschaftlicher Altruismus und Solidarität gehört auch ohne Krise/n zu unserem tagtäglichen Job. Dieser Job wird umso dringlicher, wenn sich Krisen auftun und zuspitzen, so wie diese weltweite Krise. Indem wir unsere Zielgruppen, die selbst wieder als gesellschaftliche Multiplikator_innen fungieren, über das Leid ihrer Gleichaltrigen anderswo sensibilisieren, informieren und ihre Empathie fördern, tragen wir einen kleinen Teil dazu bei, dass die Weltgemeinschaft in diesen Zeiten etwas näher zusammenrückt.

Auch das kann Jugendarbeit!

Belinda Zangerl

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