Die ehrenamtliche Tätigkeit als Cash for Culture-Coach ist für mich bei jedem Projekt eine spannende Aufgabe, durch die immer wieder großartige Veranstaltungen entstanden sind bzw. entstehen, bei denen es zu Begegnungen unterschiedlicher Jugenden kommt. Ein Teil der Projektgruppen führt die Projekte sehr selbstständig durch, andere wiederum sind für Hilfestellungen und intensivere Betreuung dankbar.
Bei der „BEAST.mode“-Gruppe allerdings war die Begleitung ihres ersten Battles nur der Startschuss zur gemeinsamen (Weiter-)Entwicklung einer ganz besonderen jugendkulturellen Vision.
Als Austragungsort des, von Cash for Culture geförderten, Dancebattles haben die jugendlichen Organisator_innen damals das, in der Zwischenzeit geschlossene, Jugendzentrum im 15. Bezirk ausgewählt. Durchgeführt wurde „BEAST.mode Vol. 1“ im Frühjahr 2014 mit etwas mehr als 40 Teilnehmer_innen und an die 100 Zuschauer_innen. Die Jury (Judges) und der DJ kamen aus der Wiener Tanzszene und Bratislava. Das Resümee der Jugendlichen zu ihrem ersten Battle war, dass sie mit dem Ergebnis ihres Events zufrieden waren, sie von den Teilnehmenden viel positives Feedback bekommen haben und dass sie gerne weitere Akzente in und für die Tanzcommunity setzen würden.
Beim Projektabschluss und der Abrechnung von „BEAST.mode Vol. 1“ wurde den Jugendlichen das Angebot unterbreitet, im Jugendzentrum come2gether eine Wiederholung des Battles mit Unterstützung der Jugendarbeit veranstalten zu können. Dass sich eine Neuauflage von der Premiere in Punkto Attraktivität der geladenen Gäste (Judges, DJ, Host) unterscheiden sollte, um mehr und neue Interessierte anzusprechen, war allen Beteiligten klar. Denn eine der Philosophien der Dancebattle-Szene ist, je namhafter die Judges, vor denen man als Tänzer_in sein/ihr Können präsentiert und bewertet wird, desto mehr Tänzer_innen kommen zu einem Battle. Für die Finanzierung von „BEAST.mode Vol. 2“ wurde bei der Kulturabteilung des dritten Bezirks um eine Förderung angesucht. In monatelanger Vorplanung mit regelmäßigen Besprechungen nahm das Folge-Battle nach und nach Gestalt an. Die gesamte Kommunikation und Verhandlung mit den Judges, dem Host und den DJs, die Bewerbung und der Ablauf des Battles lag in den Händen der Jugendlichen, das Team des come2gether kümmerte sich um die Finanzierung und die erforderlichen Rahmenbedingungen.
Anfang November 2014 ging „BEAST.mode Vol. 2“ mit einem Workshopabend und dem Dancebattle über die Bühne. Für die Neuauflage registrierten sich in den drei Kategorien 96 Tänzer_innen aus sieben Ländern und mit mehr als 300 Gästen waren die Kapazitäten des come2gether völlig ausgeschöpft. Unter den geladenen Judges waren dieses Mal Gäste aus Prag, Bratislava und Deutschland dabei.
Auf die Wiederholung folgten im April 2016 „BEAST.mode Vol. 3“ mit 181 Teilnehmer_innen aus 12 Ländern und ca. 200 Besucher_innen im Hallmann-Dome (ehemaliges Budocenter) und „BEAST.mode Vol. 4“ im Rahmen der 25-Jahr-Feierlichkeiten von Back on Stage 10 im Anker.Saal mit über 100 Tänzer_innen und wieder mehr als 200 Gästen.
Mit jeder Neuauflage wurden die Judges und auch die DJs prominenter, was sich auf der einen Seite positiv auf die Zahl der Teilnehmenden auswirkte, auf der anderen Seite aber natürlich auch mit höheren Kosten verbunden war. Bei „BEAST.mode Vol. 3“ gehörten die geladenen Gäste zu den aktuell bekanntesten Tänzern der Hip Hop-, Breakdance- und Popping-Szene. Das Feedback der Judges bei Volume 3 war ehrlich, kritisch und vor allem hilfreich. Denn durch die vielen (Verbesserungs-)Anregungen konnte bei der letzten „BEAST.mode“-Veranstaltung im vergangenen April in Punkto Betreuung der Gäste, Wahl der Location und Technik vieles verbessert werden. Jetzt, knapp vier Jahre nach der ersten Begegnung, können die Jugendlichen – die mittlerweile zum Teil schon junge Erwachsene geworden sind – stolz auf vier „BEAST.mode“-Dancebattles zurückblicken, können ohne Weiteres behaupten, dass die „BEAST.mode“-Battle-Veranstaltungen einen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen Österreichs hinaus und einen guten Ruf in der Szene erreicht haben, die Teilnehmer_innen Jahr für Jahr aus halb Europa anreisen und dass ihr „BEAST.mode“ zu den größten Battle-Veranstaltungen Österreichs ohne Großsponsor geworden ist.
Mein Resümee als Jugendarbeiter und leidenschaftlicher Unterstützer partizipativer und jugendkultureller Projekte zu den vier großen „BEAST.mode“-Veranstaltungen kann in wenigen Worten zusammen gefasst werden: Es war mir eine Ehre und große Freude, die Jugendlichen bei der Umsetzung ihrer Vision begleitet haben zu dürfen.
Ob es weitere „BEAST.mode“-Dancebattles geben wird, steht noch in den Sternen. Wenn die Kultur(haupt)stadt Wien ein Battle-Event, welches sich in der nationalen und internationalen Dance-Community schon einen sehr guten Ruf erarbeitet hat und das von jungen Menschen ohne finanzielles Eigeninteresse konzipiert wurde, als (jugend)kulturelle, förderungswürdige Bereicherung für die Stadt erachtet, könnte es auch ein „BEAST.mode“ Vol. 5, 6, 7 … geben. Für mich als Jugendarbeiter neigt sich die Rolle der Begleitung dem Ende zu, vielleicht gelingt es mir – gemeinsam mit dem ehemaligen Cash for Culture -Projektteam – noch, die „BEAST.mode“-Story für die relevanten Entscheidungsträger_innen der Stadt aufzubereiten, damit „BEAST.mode“ eine Zukunft hat.
Jörg Fackelmann, Back on Stage 10