"Digitales Tüfteln in der Jugendarbeit" ist ein Pilotprojekt des WIENXTRA-Medienzentrums und soll allen Jugendlichen die coole Kultur des digitalen DIY (Do it yourself) näherbringen. Eine kleine Maker-BOX und ein Projektmitarbeiter touren drei Semester lang durch Wien und machen auch in einigen Einrichtungen des Verein Wiener Jugendzentren Station. Der Inhalt einer solchen Box: Laptops, 3D-Drucker, ein Cutter-Plotter, Lötstationen, Bauteile, Werkzeug und vieles mehr.
Das Selber-Tun mit digitalen Geräten, Bauteilen und Codes fördert neben technischem Basiswissen alle Kompetenzen des 21. Jahrhunderts: Kollaboration, kritisches Denken, Selbstwirksamkeit, Kreativität und Kommunikation. Wichtig ist es allerdings, ein Programm für die Jugendlichen zu finden, das gewisse Kriterien erfüllt:
- Der Einstieg sollte niederschwellig erfolgen, um allen Besucher_innen die Möglichkeit zu geben, ohne besondere Vorkenntnisse daran teilzunehmen.
- Die Arbeiten sollten nicht zu komplex sein, damit sie von allen Besucher_innen mit ein wenig Unterstützung selbst bewältigt werden können. Sie sollen aber so flexibel sein, dass Kids mit Vorerfahrungen auch gefordert und gefördert werden.
- Die Angebote sollten so attraktiv sein, dass die Besucher_innen Lust haben, sich weiter am digitalen Tüfteln zu beteiligen.
Seit Mitte August touren die Boxen also durch die Wiener Jugendzentren. Den Beginn machte das Jugendzentrum come2gether, danach kam das Jugendzentrum Rennbahnweg sowie der Jugendtreff Nordbahnhof. Seit Februar tüfteln die Jugendlichen im 5erHaus, wo der Schwerpunkt in den Semesterferien gesetzt wurde.
Einen guten Überblick der verschiedensten Programmpunkte und Anwendungsmöglichkeiten hat das come2gether für uns zusammengefasst:
Spiele gegen die Langeweile
Einer der ersten Programmpunkte war die Produktion von kleinen, mechanischen Spielzeugen. Sie wurden als Give Aways benutzt und an die Besucher_innen verteilt. Diese Aktion sollte einerseits auf das Projekt „Digitales Tüfteln“ aufmerksam machen, andererseits konnten so auch die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten des 3D-Druckers präsentiert werden.
Kleine Statuen
Großen Anklang fand der Druck von kleinen Statuen. Die Besucher_innen wählten von der thingiverse-Seite ein Modell aus, importierten es in das Programm „FreeCAD“ (eine Freeware, die für alle gängigen Betriebssysteme unkompliziert verfügbar ist) und bereiteten es für den Druck (skalieren, kleine Veränderungen durchführen) vor.
Silhouetten-Anhänger
Es wurden mit der Webcam Profilfotos von den Besucher_innen gemacht. Die Fotos wurden in das Programm „FreeCAD“ importiert, die Umrisse der Köpfe nachgezeichnet und die so entstandene Silhouette freigestellt. Diese Formen wurden mit einem Namen personalisiert und mit dem 3D-Drucker ausgedruckt.
Schlüsselanhänger
Mittels 3D-Drucker werden Schlüsselanhänger hergestellt. Dabei setzen die Kids auf einfache, geometrische Figuren ihren Namen. Die Formen, die Schriftgröße und -arten und die Farbe des Anhängers können selbst gewählt und gestaltet werden.
T-Shirts & Stoffbeutel
Die Besucher_innen gestalten ihr eigenes T-Shirt. In einem ersten Schritt wird eine Vorlage erstellt. Im come2gether gab es verschiedene Zugänge: Die Vorlagen wurden mit Bunt- oder Filzstiften selbst gemalt, auf dem Computer in einem Grafikprogramm gestaltet oder aus dem Internet heruntergeladen (unter Berücksichtigung von Creative Commons). Beim Transfer auf die Shirts waren zwei verschiedene Techniken geplant:
- Die Vorlagen werden auf eine Folie übertragen, die auf die Shirts gebügelt werden.
- Aus den Vorlagen entstehen Stencils, die als Grundlage für den Siebdruck dienen.
Durchgeführt wurde nur die erste Technik, für die zweite fehlte noch die Zeit.
Ein Tipp: Wenn Shirts oder Beutel mit kleinen Motiven bedruckt werden sollen, empfiehlt es sich mehrere Motive auf eine Folie zu drucken, um Folienverschwendung zu vermeiden.
Wall of Fame
Eine Wand im come2gether wird mit Porträts der Besucher_innen und des Teams verziert. Die Porträts entstehen auf folgende Weise:
- Zuerst wird das Gesicht fotografiert.
- Das Foto wird mit ToonMe bearbeitet.
- Das Ergebnis aus ToonMe wird mit der App Comica bearbeitet.
- Das so entstandene Porträt wird mittels Cutter-Plotter aus der Folie geschnitten und anschließend auf der Wand verewigt.
Neues Schuljahr, neue Hefte
Die Besucher_innen hatten die Möglichkeit, Hefte für das neue Schuljahr nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Am Laptop wurden Vorlagen gestaltet, die mit dem Cutter-Plotter aus der Folie geschnitten wurden.
Das come2gether verwandelte sich gar in eine Art Schmuckwerkstatt. Die Besucher_innen hatten die Möglichkeit, ihren eigenen Modeschmuck herzustellen. In einem ersten Schritt fertigten sie eine Skizze ihres Schmuckstückes an. Danach wurde überlegt, wie sich der Entwurf umsetzen lässt. Wie können die Muster eingebaut werden? Braucht es für den 3D-Druck mehrere Durchgänge? Kann man das Schmuckstück mit einer blinkenden LED aufwerten? Nach der Produktion konnte in einer Ausstellung der Entwurf mit dem endgültigen Schmuckstück präsentiert werden.
Weitere Infos zum Digitalen Tüfteln, auch wie man sich daran beteiligen kann, gibt es auf der Seite vom WIENXTRA-Medienzentrum: https://www.wienxtra.at/medienzentrum/erwachsene/medienprojekte/jugendarbeit
Christian Orou & David Pany, Verein Wiener Jugendzentren