März 2020. Der Frauen*lauf ist abgesagt. Alle Jugendzentren sind geschlossen. Das ganze Land befindet sich im Lockdown. Kontakt zu den Jugendlichen ist nur noch online möglich. Eine große Herausforderung für die Jugendarbeit, wo doch der persönliche Kontakt und niederschwellige Angebote die Basis der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind. Wie es trotzdem gelungen ist, ein Laufprojekt für junge Frauen* und Mädchen* auf die Beine zu stellen, erläutere ich in diesem Bericht.
Auch in diesem Jahr haben sich im Verein Wiener Jugendzentren zahlreiche junge Frauen* und Mädchen* für den Frauen*lauf angemeldet, um mit ihren Freundinnen* und den Mitarbeiterinnen* aus ihrem Jugendzentrum an dem Lauf teilzunehmen. Durch die weltweite Pandemie konnte der Lauf leider nicht stattfinden. Um die vielen motivierten Mädchen* nicht einfach hängen zu lassen, haben wir das Projekt Girls*run Challenge entwickelt. Die Challenge lief unter dem Motto: Mach mit, werd fit! Wir trainieren gemeinsam alleine! Bis zum 20.06. schaffen wir die 5 km.
Zusätzlich zu der Möglichkeit eines Ersatzlaufs stand im Vordergrund dieses Projekts, das Self-Empowerment und die Sichtbarkeit von Frauen* und Mädchen* im öffentlichen Raum zu fördern, die gerade während der Pandemie noch häufiger in die familiären Pflichten eingebunden wurden als sie es davor schon wurden.
Die Jugendlichen konnten sich online bei den Mitarbeiter_innen ihres Jugendzentrums für die Challenge anmelden. Anfänglich stellte sich die Frage, wie die Jugendlichen für dieses Projekt online erreicht und begeistert werden könnten. Als Anreiz gab es jede Woche kleine Motivationsübungen und kleine Challenges, wie z.B. „Mach in jedem gelaufenen Kilometer ein Foto von etwas, was dir besonders gefällt“, „Schicke ein Foto von deinen Laufschuhen, wenn du unterwegs bist“, „Jeden Freitag gehen wir zur gleichen Uhrzeit alle gemeinsam laufen und schicken uns nachher ein Foto davon zu“, „Mach ein Foto von deinem Schatten beim Lauf“ etc.
Alle Challenges waren freiwillig und konnten von allen gemeinsam, aber allein gemeistert werden. Am Ende jeder Woche wurden aus den zugesandten Bildern Collagen gemacht und in den sozialen Medien mit dem Hashtag #ichlauftrotzdem und #girlsrunchallenge geteilt.
Zusätzlich musste das Projekt so konzipiert werden, dass es auch in Zeiten der Pandemie umsetzbar war.
Dazu wurden von der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins einheitliche Share-Bilder erstellt, in denen alle Sicherheitsmaßnahmen und Vorgaben der Regierung in jugendadäquater Sprache kurz aufgelistet wurden.
Zu den wichtigsten Punkten zählten:
- Wir laufen gemeinsam aber alleine (jeder für sich)
- Wir laufen nur mit Personen aus dem gleichen Haushalt zusammen
- Wir halten Abstand zu anderen Personen von mehreren Metern
- Wir achten auf ausreichend Flüssigkeit und Sonnenschutz an warmen Tagen
- Wir machen Pausen
Alle zwei Wochen trafen sich die teilnehmenden Mitarbeiter_innen auf Discord. Hier wurden Ideen weiterentwickelt und der aktuelle Stand besprochen, welche Aktionen gut angenommen wurden und welche nicht. Bei einem dieser Treffen wurde die Idee konkretisiert, dass alle Teilnehmer_innen, ähnlich wie beim Frauen*lauf, als persönliche Erinnerung an dieses Projekt, ein Laufshirt mit dem Aufdruck „Girls*run Challenge“ bekommen sollten. Mit dem Shirt konnte sichtbar gemacht werden, dass zwar jede* alleine läuft, jedoch zugleich gemeinsam mit vielen anderen Läuferinnen*.
Am Tag des Laufs waren die Covid-19-Maßnahmen schon soweit aufgehoben, dass alle Mitarbeiter_innen mit ihren Jugendlichen gemeinsam am gleichen Ort laufen konnten. Dies bot den perfekten Abschluss für dieses Projekt. Die Rückmeldungen von den Läuferinnen* und Mitarbeiter_innen waren sehr positiv. Gleich im Anschluss gab es bereits die Nachfrage nach weiteren vereinsübergreifenden Lauftreffs. Somit steht einer weiteren Girls*run Challenge im nächsten Jahr nichts im Weg.
Malou, 5er Haus