Aus Möglichkeiten Wirklichkeiten werden lassen!
Die Zusammenarbeit mit dem AMS für Jugendliche und der Jugendarbeit steht schon seit langem auf starken Beinen und wird kontinuierlich verbessert. Schon Prä-Corona war eine Fortbildung für die neuen Fallmanager:innen des AMS im neuen U25 One Stop Shop in der Lehrbachgasse anvisiert. Leider musste der Lehrgang wegen der Pandemie verschoben werden. Heuer ist es endlich so weit. Gemeinsam mit Sabine Bodingbauer, zuständig für die Ausbildung von AMS Mitarbeiter:innen, wurde die Fortbildung an die aktuellen Bedürfnisse angepasst und neu aufgesetzt. Seit April dieses Jahres starten wir mit dem Motto „Aus Möglichkeiten Wirklichkeiten werden lassen!“ zusammen durch und schulen rund 80 Mitarbeiter:innen des AMS/U25 in fünf dreitägigen Workshops inklusive Hospitation in der Jugendarbeit auf die Lebenswelten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein.
Es ist 09:00 Uhr. Bis zu 16 Mitarbeiter:innen des AMS/U25 haben sich im Jugendzentrum Strebersdorf als Seminarraum oder Seminargarten zusammengefunden und sind gespannt, was in den zwei kommenden Tagen passieren wird. Der Wissensstand ist recht unterschiedlich. Es gibt Kolleg:innen, die schon lange mit Jugendlichen arbeiten und Mitarbeiter:innen, die erst ihre ersten Beratungen machen werden. Allen ist etwas gemeinsam, das Anliegen, für Jugendliche und junge Erwachsene da zu sein. Als Einstieg erinnern sich alle Teilnehmer:innen und die Vortragenden an ihre Jugendzeit. Wie ist mein 16jähriges Ich so drauf? Was hat es gern? Was sind die Themen? Wer ist die Bezugsperson? Was ist peinlich? Welche Musik ist wichtig? Welcher Film? Die Vorstellrunde der 16jährigen Ichs verläuft nicht nur äußerst lustig, sie öffnet auch die Augen dafür, wie wir als Teenager:innen tickten, was (un)möglich für uns war und mit welchen durchaus heftigen Problemen wir konfrontiert waren.
Nach einer kurzen Pause geht es in der Kleingruppe weiter. Die Teilnehmer:innen gehen der Frage nach, was ihnen junge Menschen raten würden, wie sie ihre Beratungen noch besser machen könnten. Einige 16jährige Ichs kommen hier zu Wort und erteilen den jetzt Erwachsenen so manchen weisen Ratschlag.
Der weitere Vormittag verläuft mit Inputs zur Lebensspanne Pubertät aus der Wissenschaft, zB. der Hirnforschung, und aus der Jugendarbeit – wie erleben wir die Pubertät unserer Besucher:innen, wie bilden sich Krisen ab, welche Chancen gibt es?
In der Mittagspause wird gemeinsam gekocht. Die Gruppe teilt die notwendigen Arbeitsschritte auf, deckt die Tische und sorgt selbst für ein gemütliches Ambiente. Alle scheinen sich sichtlich wohlzufühlen, aktiv mitzuarbeiten und entspannt auf den weiteren Verlauf des Seminars zu sein. Wie in der Jugendarbeit üblich, wird auch gemeinsam abgewaschen und weggeräumt.
Am Nachmittag geht es weiter mit der Verortung der Jugendarbeit in der Angebotslandschaft Wiens, unserem gesetzlichen Auftrag, dem geschaffenen Rahmen zwischen Raum – Zeit – Beziehung, funktionalen Äquivalenten, dem Lebensbewältigungskonzept und der Haltung bzw. den Prinzipien in der Jugendarbeit. Es gibt genügend Abwechslung zwischen Vortrag und Kleingruppenarbeit sowie ausreichend Platz für Fragen und Diskussion. Sabine stellt mögliche Methoden in der Beratung vor, wir sprechen über Haltung in der Beratung und welche Möglichkeiten zu Wirklichkeiten werden können.
Der zweite Tag verläuft ähnlich entlang der Lebensspanne Adoleszenz. Was ist die Adoleszenz? Welche Entwicklungsaufgaben gibt es? Was sagt die Jugendarbeit und -forschung zur Generation Z? Welche Aufgaben und Krisen prasseln derzeit auf die jungen Menschen ein? Ein wichtiger Teil des Workshops ist auch die Auseinandersetzung, wie Berater:innen selbst mit dem durchaus schwierigen Spannungsfeld Beratung im Sanktionskontext umgehen, wie sie sich langfristig Freude und Sinn in der Arbeit mit jungen Menschen erhalten und wie sie auf sich selbst achten können.
Der erste Teil des Seminars schließt mit der Besprechung der Hospitationen in den Einrichtungen des Vereins Wiener Jugendzentren – DANKE an dieser Stelle an alle, es wird super! – einer Reflexion und dem Feedback: „Wenn wir allen Kund:innen mit den Prinzipien und Haltungen der Jugendarbeit begegnen, werden wir auch mit den herausfordernden Menschen keine Probleme mehr haben!“ und „Gemeinsames Kochen – das behalten wir uns bei!“
Wir haben viel miteinander und vor allem voneinander gelernt. Die Kooperation und Vernetzung mit dem AMS/U25 funktioniert sehr gut und wir freuen uns auf alle kommenden Workshops, Hospitationen und Reflexionsnachmittage!
Jugendzentrum Strebersdorf, Monika Rinner und Barbara Dziwinsky