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12. Mai 2020

Was uns ausmacht

#ichbleibzaus und trotzdem sind wir da: Das Musische Zentrum Wien

Ohne allem was uns ausmacht steht das große Ziegelhaus in der Zeltgasse still. Seit Wochen schwebt nun kein Gesang mehr durch die Gasse im 8. Bezirk, keine Klarinette jubelt durch die Fenster, der Keller schweigt traurig den Schlagzeugen zu, die Tasten der Klaviere schlafen unter den geschlossenen Deckeln, die Spiegel in den Balletträumen spiegeln nur den schwarzen einsamen Tanzboden, Trommeln drücken sich lautlos in die Regale, die alten Steinstufen der Treppen träumen von laufenden Kinderschritten und die vielen Theaterrequisiten spielen mit sich einsam „Wochen alleine im Musischen Zentrum Wien“.

 

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Das was uns ausmacht ist die Kunst als Teil unseres Lebens, als gelebter Ausdruck von Lebensfreude, als überlebensnotwendiges Lebensmittel.

Es ist eine verrückte Zeit, in der wir leben. Ver-rückt, auf die Seite gerückt, aus dem Lot ver-rückt alles das, was unser gewohnter Alltag war, aus dem Bekannten und Gewohnten. Wir sind ver-rückt in einen Alltag, der uns in unsere Wohnungen zwingt. Kein Ausgang möglich in dieser ver-rückten Welt mit all den neuen Herausforderungen, die wir uns so alle noch vor ein paar Wochen nicht vorstellen konnten. Die Devise hieß: #ichbleibzaus.

Trotzdem sind wir da! Wir wollten trotzdem das, was uns ausmacht, weiterleben.  Unsere Künstler_innen beginnen bereits einen Tag nach Schließung unseres Hauses andere, neue Wege für die künstlerische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen zu finden und auszuprobieren. Wir kontaktieren die Eltern und fragen, ob Interesse besteht, die Kurse auch online zu „besuchen“. Und ja, das freut, viele möchten aktiv sein, beim Instrument bleiben, Unterstützung in der Tagesstruktur bekommen, gemeinsam tanzen... Unsere Künstler_innen machen nun das, was sie so gut können: Herausforderungen kreativ und professionell angehen, Lösungen finden, die machbar sind, die Kunst leben.

 

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Virtuelle Angebote entstehen, Audiodaten werden besprochen, Videoclips aufgenommen, geschnitten, online gestellt, Infosheets entworfen mit Bewegungsideen, Liedern, Spielen, Bodenübungen, es werden Trainings- und Choreographie-Videos konzipiert und gedreht, Merkblätter für Kursinhalte verschickt. Auf unterschiedlichen Plattformen kommen unsere Künstler_innen mit Musik, Tanz und Theater „direkt ins Haus“, in Live-Online-Kursen lachen wir schon wieder miteinander.

Im Hintergrund arbeiten wir als Team im Homeoffice, weit weg von unserem schönen Haus im 8. Bezirk, schaffen die Rahmenbedingungen für all diese neuen virtuellen Welten, motivieren unsere Künstler_innen, besprechen Konzepte, Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten, unterstützen bei technischen Problemen, geben Tipps und Inputs, halten den Kontakt zu den Eltern, vernetzen und informieren, wir sammeln Links und Infos für künstlerisches Arbeiten und befüllen damit unsere Homepage und Facebook, wir beobachten und begleiten und dokumentieren und wickeln Honorarnoten ab. Wir streiten über Soundqualitäten in Online-Kursen, diskutieren über die Frequenz von Infomails, freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen und das alles gemeinsam aus der Ferne in Zeiten der räumlichen Distanz.

 

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Gleichzeitig arbeiten wir am Programm des nächsten Kursjahres, wir planen Kurse und Angebote, koordinieren Ideen und Räume, layouten die Folder, überarbeiten die Datenbank, aktualisieren die Homepage mit dem neuen Programm und wissen doch nicht, wie es im Herbst weitergeht. Wann und ob und wie wir wieder unseren gewohnten Alltag im Musischen Zentrum Wien leben werden können. Wir überlegen mögliche und machbare Umsetzungen der vielen Vorgaben und Maßnahmen, eine Balance zwischen sorgendem Gesundheitsschutz und lebendiger Kunstvermittlung. Damit wir das, was uns ausmacht, wieder mehr live (er)leben können.

Gudrun Schweigkofler Wienerberger, Leiterin Musisches Zentrum Wien

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