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24. September 2024

Beziehungsarbeit

Person mit Kapuze sitzt am Fenster im Dunkeln. Neben der Person steht eine Gitarre.

 

Als Team eines Jugendzentrums reflektieren wir im BasE20 oftmals gemeinsam über die Bandbreite und auch die Grenzen von Beziehungsarbeit. Zu einigen Jugendlichen haben sich über längere Zeiträume enge professionelle Beziehungen gebildet, weswegen auch persönlichere Themen mit komplexeren Problematiken behandelt werden. Wenn zu diesen Problemen juristische Auseinandersetzungen und in manchen Fällen Haftantritte hinzukommen, sehen wir es als notwendig, dass die Beziehungsarbeit die Räumlichkeiten des Jugendzentrums verlässt, um den Jugendlichen - in Form einer Begleitung - bei diesen schwierigen Prozessen unterstützend beizustehen.


Diese Begleitung kann unterschiedliche Formen annehmen: Etwa unterstützende Gespräche zur mentalen Entlastung, Präsenz bei Gerichtsterminen und Rechtsberatungen, sowie die Erklärung bzw. „Übersetzung“ von amtlichen Briefen, da diese oftmals kompliziert formuliert und für viele der Betroffenen schwer zu verstehen sind.
Immer wieder sind bei Verhandlungen große Gruppen von Freund:innen der Beschuldigten anwesend. Die Stimmung ist dann aufgeheizt bzw. gedrückt und gerade bei Verurteilungen braucht es danach klärende Gespräche (bspw. bei einem Getränk am nächsten Imbissstand), um die Betroffenen und ihre Angehörigen so gut es geht in dieser Situation zu begleiten und zu entlasten.

Jugendarbeit in all‘ ihrer Breite

Wenn Jugendliche als letzte Konsequenz ihrer Handlungen einen Haftantritt haben, stellt sich häufig die Frage, wie die Beziehungsarbeit weiterhin aufrecht erhalten werden kann. Oft waren/sind wir als Jugendarbeiter:innen enge Bezugspersonen, weshalb nach Möglichkeit weiterhin online, telefonisch aber auch im Zuge von Haftbesuchen Kontakt gehalten wird. Die Beziehungsarbeit gestaltet sich in dieser Zeit schwieriger, da es sich um ein hochschwelliges Angebot handelt und die Strukturen der Haftanstalten frustrierend sein können. Dennoch sehen wir eine große Wichtigkeit in einem steten Austausch mit Jugendlichen in Haft, da er für die Jugendlichen die Möglichkeiten bietet, Perspektiven für die Zeit danach zu entwickeln. In einigen Fällen erlebten wir, wie der Weg aus der Justizanstalt sie schnell wieder ins Jugendzentrum führte, was uns zeigt, wie wichtig die Offene Jugendarbeit als Anker für diese Heranwachsenden ist.


Warum wir all das schreiben? Die Nachfrage und der Bedarf nach diesen Angeboten steigt an, häufig verläuft der Übergang zwischen einer Partie Tischtennis und der Nachfrage, ob wir „Bitte!“ morgen bei einer Gerichtsverhandlung dabei sein können, fließend. Auch das ist die breite Qualität Offener Jugendarbeit.

BasE20

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