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4. März 2025

Reise zu Islands Jugendzentren

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5 Tage lang durften wir, Nick vom J.at und Anni von 19KMH, mit einer Gruppe von Jugendarbeiter:innen aus Wien und Kolleg:innen von wienXtra nach Reykjavik (Island) fliegen und viel über isländische Konzepte der Offenen Jugendarbeit lernen.

Tag 1: Freizeit statt Rauschmittel

Gleich am ersten Tag besuchten wir die Jugend-Abteilung der Stadtverwaltung und bekamen einen Überblick des Bildungssystems und der Freizeitangebote der Stadt. Hier fiel uns vor allem auf, wie sehr auf die Ressourcenstärkung der Jugendlichen geschaut wird, z.B. durch eine finanzielle Unterstützung jeder Familie für Freizeitangebote der Kinder und Jugendlichen („Leisure Card“).

Auch fiel auf, dass die Schulen und die After-School-Programs sowie die Jugendzentren stark miteinander verknüpft sind und bei Problemen der Jugendlichen viel im Austausch agiert wird. Hier greift auch das berühmte „Isländische Prevention-Model“, nach welchem sehr darauf geachtet wird, mit strukturiertem Freizeitprogramm Jugendliche vom Konsum von jeglichen Rauschmitteln fernzuhalten.

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Uns besuchte dann auch die Leiterin des queeren Jugendzentrums Reykjavik, das es es bereits seit 2016 gibt und von Jugendlichen aus ganz Island besucht wird.

Sie erzählte uns von intensiven Beratungs- und Unterstützungsangeboten (auch der Schule gegenüber), von langjährigen Projekten wie Queer Prom, einem Binden Projekt (Gratis für Zielgruppe) oder Interview-Panels mit queeren isländischen Role Models. Sie erzählte außerdem, dass sie jedes Jahr mit einem selbstgestalteten Wagen auf der Reykjaviker Pride mitgehen. Wie bei uns werden die meisten Projekte sehr partizipativ mit der Zielgruppe geplant und gestaltet.

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Tag 2: Echte Superheld*innen

Am nächsten Tag besuchten wir eine After-School-Einrichtung für Kinder (6-10 Jahren) mit verschieden starken Beeinträchtigungen und Behinderungen. 

Eindrücklich dabei war, wie liebevoll und zugewandt sie von den Kindern sprach und von der Arbeit, ihnen eine gute Freizeit zu gestalten. Anders als in Österreich sind die meisten Mitarbeitenden junge Personen ohne entsprechende Ausbildung, was aber dazu führt, dass viele Menschen ein paar Jahre nach ihrer Schulzeit hier arbeiten.

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Danach fuhren wir mit dem Bus in eine Bibliothek, wo wir Finnbogi und Melkorka kennenlernen durften, ein junger Erwachsener mit Trisomie 21 und seine beste Freundin und Sozialbegleiterin. Die beiden haben sich über ein Schul-Buddy-Programm kennengelernt und angefreundet. Während der Pandemie haben beide angefangen, einen gemeinsamen Insta-Account zu bespielen und sind seitdem ein bisschen fame geworden.

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Abends besuchten wir dann noch ein weiteres Jugendzentrum für Jugendliche mit Behinderungen. Auffallend waren die vielen verschiedenen Angebote und Ausflüge, aber auch die Vernetzung mit den anderen Jugendzentren. In der Sommerzeit können die Jugendlichen im Zentrum auch „arbeiten“ und bekommen dafür eine Entlohnung. Als wir uns den Betrieb anschauten, wurde gerade ein Kahoot-Quiz im Hauptraum gespielt, im Ruheraum wurde gechillt. Überall hingen verschiedene Pride-Flags und diverse Erklärungen. Vom Setting also vergleichbar mit unseren Einrichtungen.

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Tag 3: Der Sturm

Den Mittwoch und den halben Donnerstag verbrachten wir mit eigener „Leisure Time“, teils freiwillig, teils weil ein so starker Sturm am Toben war, dass wir ab Mittwochnachmittag im Hotel bleiben mussten. So musste leider der Besuch beim YMCA Iceland, den Scouts of Iceland und der selbstorganisierten Samfe-Jugendorganisation ausfallen. Wir nutzten die Zeit, um viel über Erfahrenes zu diskutieren und reflektieren. Sehr beeindruckend war die Flexibilität unserer isländischen Gastgeber:innen: So konnte die riesige Jugendparty, die eigentlich am Mittwochabend geplant war, auf Donnerstagabend verschoben werden und wir sie trotz allem besuchen.

Tag 4: Kirche und Party

Noch am Donnerstagnachmittag konnten wir spontan als Alternativprogramm ein evangelikal-freikirchliches Jugendzentrum und seinen Leiter kennenlernen. Dieses nicht-staatliche Angebot, das stark mit der Bibellehre verknüpft ist, war auch interessant zu sehen und regte intensive Diskussionen in der Gruppe an. Anschließend durften wir noch die Schule besuchen, in der das After-School-Program angesiedelt ist, in dem unsere Gastgeberin Sandra arbeitet. Wir saßen in einem weitläufigen Lehrer:innen-Zimmer, das komplett mit sexualpädagogischem Material geschmückt war, da gerade das „Vika 6“ Projekt lief. In dieser 6. Woche des Jahres wird in ganz Island in allen Schulen und Jugend-Einrichtungen intensiv über sexualpädagogische Themen gesprochen und gelernt.

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Abends gings dann auf die rauschfreie Jugendparty, bei der hunderte Jugendliche in einer großen Halle, zu der sie mit Bussen hingefahren wurden, tanzten und Spaß hatten. Wir saßen auf einer seitlichen Tribüne und konnten uns das Ganze ein bisschen anschauen. Als Finale der Party trat sogar einer der bekanntesten Jung-Rapper Islands auf und es wurde wild gemoshpittet. Dabei war die Anzahl an Mitarbeitenden und Jugendlichen in und um die Halle immens.

Tag 5: Abschied

Freitagmorgen ging es dann für die Meisten von uns wieder nach Wien, das Gepäck voller toller Erfahrungen und einer guten Zeit! Wir freuen uns sehr, wenn die Delegation aus Island uns in Wien besucht und wir uns weiter über verschiedene Konzepte der Offenen Jugendarbeit austauschen können😊

Nick (J.at) und Anni (19KMH)

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