Wien wächst rasant. Das lässt sich leicht mit bloßem Auge erkennen, denn immer mehr neue Stadtteile kommen hinzu. Aber auch die Daten bestätigen den Trend, etwa die Zahl der 10 bis 19-Jährigen, die seit 2015 von 167.420 auf 189.170 gestiegen ist. Mit dem Wachstum der Stadt verändert sich auch die Nutzung des öffentlichen Raums, weshalb sich auch die herausreichende Jugendarbeit stetig weiterentwickeln muss.
Viele junge Menschen in Wien nutzen den öffentlichen Raum als verlängertes Wohnzimmer, nicht zuletzt aufgrund des oft engen Wohnraums. Sie treffen sich mit Bekannten und Freund:innen, feiern Geburtstage, spielen, machen Sport oder lassen ihren Tag ausklingen. Bevölkerungswachstum, Kommerzialisierung und Festivalisierung sowie städtebauliche Veränderungen führen dazu, dass der Raum für diese oder ähnliche Aktivitäten immer enger wird und damit auch das Konfliktpotenzial im öffentlichen Raum ansteigt. Die Aufgabe der Jugendarbeit ist es, diese Phänomene gut im Auge zu behalten und auf derartige Entwicklungen aufmerksam zu machen.
Qualitätssicherung im Verein
Alle Einrichtungen des Verein Wiener Jugendzentren sind im öffentlichen Raum aktiv, in unterschiedlicher Intensität und unter der Anwendung verschiedener Methoden. So gibt es Jugendzentren, die saisonal herausreichend im Grätzl unterwegs sind, und Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit, die das ganze Jahr über im öffentlichen Raum arbeiten. Sie suchen in ihren Einzugsgebieten jugendrelevante Orte auf und treten dort mit den Zielgruppen in Kontakt und Beziehung. Die Teams bieten auch sport- und bewegungsorientierte bzw. kreative Aktivitäten an oder initiieren Partizipations- und Beteiligungsprojekte. Zudem werden saisonale Angebote in der Parkbetreuung gesetzt.
Die Vermittlung und Weiterentwicklung der Methoden und Arbeitsansätze für die Arbeit im öffentlichen Raum sind besonders wichtig. Einschlägige Fortbildungen und verschiedene Arbeitskreise im Verein Wiener Jugendzentren bieten den Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen im öffentlichen Raum und darüber hinaus auszutauschen, Know-how weiterzugeben und andere wichtige Querschnittsthematiken, die in der Arbeit im öffentlichen Raum ein Rolle spielen, mitzudenken. Genderperspektiven, ein Blick für Rassismen und andere exkludierende Praktiken müssen stets mitbedacht werden, um einen gerechteren und inklusiveren öffentlichen Raum möglich zu machen.
Soziale Medien als wichtiger Faktor
Wenn wir über Nutzungsverhalten bzw. Jugendarbeit im öffentlichen Raum reden, dürfen wir auch die Sozialen Medien nicht außer Acht lassen. Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, dass Jugendliche immer mobiler werden und Soziale Medien hierbei eine wichtige Rolle spielen. So werden Social Media-Kanäle genutzt, um sich Treffpunkte auszumachen, aber auch um neue Orte zu erkunden. Auch die Einrichtungen machen sich den Online-Raum zu Nutze, beispielsweise um Jugendliche mittels Umfragen nach ihrem Nutzungsverhalten im öffentlichen Raum zu befragen oder um die eigenen Streetwork-Runden zu zeigen.
Bevölkerungszuwachs, Wohnraumverknappung, Soziale Medien. Viele Dinge sind im Wandel und beeinflussen das Nutzungsverhalten aller Personen im öffentlichen Raum. Der Nutzungsdruck steigt. Die Aufgabe der Jugendarbeit ist die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Blick zu haben und ihre sozialräumlichen Möglichkeiten im jeweiligen Stadtteil zu verbessern.
Merivan Kar, Pädagogische Bereichsleitung